Fiese Sagengestalten und geologische Phänomene
Als die beiden Freundinnen nach der langen Pause ihre Räder auf die asphaltierte Straße schieben, hat sich das Licht verändert. Die Grün- und Beigetöne der sommerlich gefärbten Landschaft scheinen wärmer und weicher geworden zu sein. Nach zwei Straßenwindungen und einem kurzen Stopp, um Kühen auf einer Weide beim Fressen zuzuschauen, haben sie den Weiler hinter sich gelassen und tauchen wieder vollends in die Natur ein. Wenige Zeit später fahren sie auf die Steinernen Jungfrauen zu – eines der Highlights der zweiten Etappe. Die beiden spitz zulaufenden Felskegel ragen dicht beieinander direkt am Radweg in den Himmel. Simone, die sich für Sagen und Geschichten interessiert, kennt die grausige Erzählung, die sich die Talbewohner:innen über die Felsen erdacht haben. „Das sollen zwei Mägde der damaligen Burgherrin der Eselsburg sein“, erzählt sie. „Die Burgherrin, die Männer hasste, soll auch ihren Mägden verboten haben, Kontakt zu jeglichen männlichen Wesen zu haben. Leider verliebten sich die beiden in zwei Burschen, die sie regelmäßig beim Wasserholen im Tal trafen.“ Simone schluckt: „Als Strafe für ihren Ungehorsam soll die Burgherrin die beiden in Stein verwandelt haben.“