Eine davon geht so: Die Grafen verkleideten sich leidenschaftlich gerne als Vagabunden, als Wohnsitzlose. Wie dieses ungewöhnliche Hobby der Hochadeligen aussah, entdecken wir im Vagantenkabinett, einem kleinen Erkerzimmer, in das uns die Kunsthistorikerin vor dem Kaffeekränzle mitnimmt. An den Wänden neun große Gemälde, die Vertreter des fahrenden Volkes zeigen. Und tatsächlich: Einer der Männer sieht dem letzten Grafen von Montfort frappierend ähnlich. Und warum das Ganze?
„Der Adel schätzte das Leben des gemeinen Volkes als Gegenentwurf zur überfeinerten höfischen Welt mit all ihren Etiketten und Zwängen“, erklärt uns die Expertin. „Mit der Lebenswirklichkeit hat das natürlich nichts zu tun“, fährt sie fort. Vielmehr sei das eine romantisierte Vorstellung vom freien Leben auf der Straße. Verhöhnen wollte man die Untertanen damit aber keinesfalls, das Verhältnis zu ihnen galt sogar als ausgesprochen gut.