Das gehörte zum Schlossalltag
Rituale vergangener Zeiten
Du spürst beim Gang immer wieder ein mulmiges Gefühl im Bauch. Aber es geht hier nicht nur um Gruselgeschichten. Auch Bestattungsriten und Schönheitsrituale vergangener Zeiten sind Thema. Wusstest du, dass man schon damals nach dem Tod eines Menschen das Fenster öffnete, damit die Seele hinausgelangen kann? Und dass es bei den adligen Damen als schön galt, große Pupillen zu haben!? Also tropfte man sich Belladonna – Tollkirsche – in die Augen. Das weitet die Pupillen – fand man damals eben schön. Schau mal nach dem Porträt von Prinzessin Sophia von Thurn und Taxis in der Ahnengalerie. Da kannst du das Ergebnis begutachten: Auf dem Porträt hat sie dunkle, riesig wirkende Augen. Ausprobieren solltest du Belladonna-Tropfen aber auf keinen Fall, denn dabei kann man erblinden. Andere Schönheitsrituale klingen für heutige Schlossbesucherinnen noch abwegiger: So nahm man zum Beispiel auch das Blut junger Tiere, um Hautcremes reichhaltiger zu machen.
Fürchtet sich Guide Kerstin Frisch auch manchmal? “Selten” sagt sie und fügt hinzu:
„Noch haben wir jeden Gast hier wieder heil herausgebracht.“
Guide Kerstin Frisch
„Hier“, das ist in diesem Fall ein stattliches vierflügeliges Schloss mit 452 Zimmern. Das kleine Jagdschloss, das hier einst stand, wurde ab Anfang des 18. Jahrhunderts sehr lange von den Herzögen von Württemberg zum Residenzschloss ausgebaut. So entstand ein Stilmix aus Barock, Rokoko und Klassizismus.
Heute sind in den glanzvollen Gebäudeteilen Museen untergebracht: Im Modemuseum ist eine Modenschau mit originaler Kleidung vom 18. bis 20. Jahrhundert ausgestellt. Das Keramikmuseum zeigt Ludwigsburger Porzellan. Und kleine Gäste haben im interaktiven Museum „Kinderreich“ ihren Spaß.
Durch die Ausstellungen geht es allerdings bei der Führung “Schaurig schön” nicht. Stationen deiner Tour sind die Grotte, der Weinkeller, die Ahnengalerie, das Schlosstheater und die Schlosskirche. In der dortigen Gruft liegen viele Herzöge und Herzoginnen. Ab 1730 wurden sie dort bestattet. Kerstin Frisch sagt das fast beiläufig. Schon ein bisschen gruselig, oder?