Spektakulär finden wir die Entdeckungen, mit denen wir nicht gerechnet hätten. Egal, was die große Kunstwelt sagt: Es kann an dieser Stelle bitte keine zwei Meinungen geben. Bei Schaf und Ziege von Heinrich Bummack handelt es sich zweifellos um das ultimative Kunstwerk dieser Zeit. Das ist sonnenklar, nicht wahr? So würde jedenfalls unser Urteil lauten, falls uns jemand zutraut, dass wir etwas von großer Kunst verstehen. Schaf und Ziege: Mehr Kunst geht nicht. Eine absolute Offenbarung, finden wir. Aber wie gesagt, alles bleibt Geschmacksache.
Apropos Kunstverständnis. Bei den Werken, die wir uns kaum erklären können, hilft uns der Besucherguide auf die Sprünge. Einfach die App aufs Handy runterladen und das Kunstwerk antippen. Wie praktisch. Soll bitte keiner behaupten, wir würden uns nicht auskennen. Perfekt beguidet betreten wir den neuen Chipperfield-Bau. Auch im Innenraum funktioniert die App. Auf diese Weise erfahren wir alles über Georg Baselitz, Max Beckmann, Max Ernst, Anselm Kiefer, Pablo Picasso, Gerhard Richter und all die großen anderen Namen, die wir schon oft gehört haben. Wir finden es toll, dass bei Würth nicht nur für diejenigen gesorgt ist, die sich in der Kunstwelt längst auskennen. Tatsächlich können wir bestätigen: Auch bei Gästen, die keine Hardcore-Szeneauskenner sind, geht die Zeit im Museum rasend schnell vorbei. Zurück im Innenhof. Eine leichte Dämmerung liegt über Stadt und Hof. Das Licht zeichnet die Fassaden in feinen Tönen. Die Stimmung ist entsprechend. Zu einem abschließenden Getränk gibt es keine Alternative. Wir entscheiden uns für einen Rosé Brut und genießen ihn in fachmännischer Begleitung von Achim Silberhorn. Erneut benehmen wir uns wie Königin Olga von Württemberg. Der Experte berichtet, dass die Zarentochter den Rosé besonders mochte. Allerdings mit einem Unterschied.
Außerdem unterstreichen wir, was kürzlich die Kunsthistorikerin Gerda Ridler feststellte. Sie erkennt in den privaten Ausstellungshallen einen neuen Megatrend. Öffentliche Privatsammlungen wie die von Reinhold Würth würden „der Kunst, den Künstlern und einem großem Publikum zugute kommen“, schreibt Ridler. Im Falle von Würth sind es gleich 15 eigene Kunsthäuser, fünf davon zwischen Künzelsau und Schwäbisch Hall. Alle sehenswert. Bleibt die Frage: Wie kann sich das ein Mann leisten?