Der Weg entlang des Flussufers ist mystisch, fast tropisch, wäre es wärmer. Das Wasser gluckert leise, während dichte Vegetation alles andere abschirmt. Der Nebel hängt zwischen den Baumkronen, die Luft ist feucht, der Grünspecht ruft und die Kraniche spazieren über die Wiesen. Während ich überlege, wann ich zuletzt so viele unterschiedliche Vögel auf einmal beobachtet habe, fällt mein Blick auf eine Infotafel am Wegesrand: das Jagsttal ist das Zuhause einer seltenen Artenvielfalt. Hier sind Tiere heimisch, die andernorts längst verschwunden sind. Der auffällige Eisvogel zum Beispiel, Wasserfrösche, Störche, Feuersalamander und Biber. Außerdem ein paar Schmetterlingsarten, die in Deutschland selten gesichtet werden. Sie alle leben gemeinsam entlang der Jagst. Und während meiner Pause komme ich mir fast vor wie auf Safari.
Ich mache viele Pausen. Nicht, weil die Etappen so anstrengend sind. Sondern, weil sich immer wieder eine gute Gelegenheit ergibt. Oder der Ausblick viel zu schön ist, um weiterzufahren. Während ich meine Jacke auf dem Feld ausbreite und mir in dieser warmen Pause fast die Augen zufallen, breitet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. So fühlt sich Freiheit an. Wer weiß schon, wie lange das Radfahren noch so perfekt ist. Bei so mancher Abfahrt konnte ich gar nicht anders, als klamm heimlich einen Glücksschrei rauszulassen. Meine drei Tage hier kommen mir vor wie Wochen. Das habe ich der Vielfalt zu verdanken, dem Staunen nach all den Kurven, den kleinen Fachwerk-Gassen und bunten Wäldern. Dem Regen, der Sonne und dem Wind. Von alledem kann ich gar nicht genug kriegen und verspreche mir in diesem Moment, dass ich wiederkomme.