Früher wurde nach dem Prinzip Rumpelstilzchen gebraut
Während in der großen Brauerei vieles vollautomatisch abläuft, wird hier von Hand gearbeitet – fast wie anno dazumal. Mit einer großen Ausnahme: Hefen, die ihre Arbeit am Ende des Brauprozesses aufnehmen, kommen gezielt zum Einsatz. „Vor Louis Pasteur, der Mitte des 19. Jahrhundert forschte, hatte man keine Ahnung, was Hefen sind und was sie bewirken“, erzählt Hermann Marx nebenher, „da wurde nach dem Rumpelstilzchenprinzip gebraut: Heute back ich, morgen brau ich ...“ Man ließ die Bierwürze offen stehen, und Flughefen aus der Luft taten ihre Arbeit. Nicht immer war das Ergebnis genießbar.Bierbrauen ist eben eine Kunst und weitaus komplexer als die Herstellung von Wein. Der fertig vermaischte Sud wird nun abgelassen und Eimer für Eimer in den Läuterbottich geschüttet. Dort trennen sich die Feststoffe von der Flüssigkeit mittels eines Siebs. Die Jungbrauerinnen und -brauer kosten die lauwarme Vorderwürze, ein süßliches, gesundes Powergetränk. Weil das Abläutern Zeit braucht, steht nun eine Führung durch die Brauerei im Donaubergland auf dem Programm – zu tiefen Brunnen, glänzenden Kesseln und blubbernden Tanks, in denen elf Millionen Liter pro Jahr gebraut werden.Zurück in der Kreativbrauerei, die sich nahtlos an das historische Bierwelt-Museum anschließt, wandert der Sud permanent zwischen Kessel und Läuterbottich hin und her. Die Reinigungskräfte sind nun vollbeschäftigt. Beim Würzekochen kommt der weltbeste Hopfen aus Tettnang portionsweise in den Kessel. Die Menge entscheidet, wie bitter das Bier wird. Schaumig köchelt der Sud vor sich hin, der Boden klebt, und es wird munter gefachsimpelt. Die Logistiker füllen den Kühlschrank. Fürs Flaschenetikett wird ein Gruppen-Fotoshooting arrangiert. Um 15.55 Uhr notiert die Protokollantin das Testergebnis aus dem Labor: Stammwürze bei 15 Prozent.