Eine Person schenkt in drei Biergläser ein dunkles Bier ein.

Bierige Reise durch DeutschlandBierseminar in Oberschwaben

29.8.20244 min. Lesedauer
Bier wird oft unterschätzt. Dabei besitzt jeder der rund 25 deutschen Bierstile einen eigenen Charakter. Bei einem Seminar der Brauerei Leibinger in Ravensburg lernt man diese zu erschmecken und erlebt dabei so manche Überraschung.
Auf einem langen Tisch in der Brauerei Leibinger stehen Biergläser für eine Bierprobe bereit. An der Wand sind verschiedene Bierflaschen ausgestellt.
Auf einem Tisch in der Brauerei stehen Biergläser und Notizzettel mit Stiften bereit für eine Bierprobe.
Auf einem Tisch in der Brauerei stehen in kleinen Glasschälchen verschiedene Zutaten zum Bier brauen bereit.
Nahaufnahme eines Glasschälchen mit Zutaten für das Bier brauen.
Eine Frau sitzt an einem Tisch vor verschiedenen gefüllten Biergläsern und riecht in ein Glas hinein.
Ein Mann und zwei weitere Personen stehen in einer Brauerei mit vielen Braukesseln und anderen Utensilien.
Bei einem Seminar der Brauerei Leibinger in Ravensburg geht man den deutschen Bierstilen auf den Grund.
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Ein Kirschbier als Aperitif

Um das zu demonstrieren, serviert er zum Auftakt einen Aperitif, der dunkelrot im Glas schimmert. „Erst riechen, dann einen kleinen Schluck im Mund wälzen“, erklärt der Sommelier. Denn manchmal sagt die Nase etwas anderes als der Gaumen. Fruchtig ist dieses Bier, darin sind sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig. Und dann fällt der Groschen. Kirsche! Ein leichtes, süffiges Kirschbier aus Belgien, das oft sogar Nicht-Biertrinkern schmeckt. Es wird nicht mit Saft gemixt. Beim Brauen holen die Hefen den Fruchtzucker und das Aroma aus den ganzen Früchten. „In Deutschland ist so etwas unvorstellbar“, sagt Rainer Horn.

Nach diesem Exkurs zum belgischen UNESCO Weltkulturerbe kehrt die Gruppe zum deutschen Reinheitsgebot zurück. Jeder erhält acht Probiergläser, gefüllt mit untergärigen Sorten. Das sind jene Biere, bei denen die Hefezellen nach unten sinken. Die benötigen kühle Temperaturen, um zu agieren, weshalb diese Biere früher nur im Winter gebraut werden konnten. Von Goldgelb bis Karamell reicht die Farbpalette in den Gläsern. Die Gäste schnuppern, probieren, schmecken, rätseln, machen Notizen – und liegen das eine und andere Mal auch kräftig daneben.
In einer Halterung aus Holz stehen acht verschieden gefüllte Biergläser. Vor der Halterung liegt ein Notizblock.
Von Goldgelb bis Karamell reicht die Farbpalette in den Gläsern beim Bierseminar in der Brauerei Leibinger.

Viel Schaum bedeutet viel Hopfen

„Malz bringt Farbe und Geschmack ins Bier. Auch der Schaum ist ein Zeichen für den Bierstil“, gibt Rainer Horn Tipps. Viel Schaum bedeutet viel Hopfen, und manchmal hängt er schlierig im Glas. Ein hoher Hopfenanteil macht das Bier aber auch bitter – wie beim Pils, ein Stil, der in Süddeutschland immer weniger getrunken wird im Gegensatz zum süffig-milden Hellen. Oder einem Export, die „schwäbische Halbe“, die nördlich von Stuttgart nahezu unbekannt ist und früher tatsächlich für den Export gebraut wurde. Mal schmecken die Teilnehmerinnen und Teilnehmer würzige Röstaromen, mal Bitterstoffe oder süßliche Noten heraus. Schließlich endet diese untergärige Tour bei einem dunklen, malzig-likörigen Doppelbock, einem Bierstil mit „gehörig Wumms“.
Eine Person schenkt in drei Biergläser ein dunkles Bier ein.
Verkostung eines dunklen, malzig-likörigen Doppelbock beim Bierseminar in der Brauerei Leibinger.
Es gibt nicht wenige Etikettentrinker, plaudert der Sommelier aus dem Nähkästchen. Menschen, die Pils ablehnen, weil Pils draufsteht. Aber auch solche, denen ein Stil beim Tasting gar nicht schmeckt und die dann feststellen müssen, dass sie die Sorte seit Jahren mit Genuss trinken. Als kleiner Snack werden nun belegte Seelen gereicht – und eine Essiggurke. Sie hat die Funktion eines Geschmacksreinigers.

Weil zu einem Bierseminar auch das Wissen über die Kunst des Brauens gehört, sind die Gäste nun zu einer Führung durch die Brauerei mit ihren glänzenden Kesseln und Rohren eingeladen. Rohstoffexperte Elmar Marschall erklärt mit viel Leidenschaft die einzelnen Schritte und Stationen und dass man mit der Zahl sieben in der Braukunst fast immer richtig liegt: Am siebten Tag wird die vermälzte Gerste geröstet. Für einen Liter Bier benötigt der Brauer sieben Liter Wasser, sieben Stunden wird die Würze gekocht, dabei nach und nach Aromahopfen zugegeben. Sieben Liter (obergärige) Hefe pro 1000 l Bier vergären den Gerstensaft in sieben Tagen. Danach lagert er sieben Wochen im Lagerkeller, damit die Gerbsäuren abgebaut werden. Denn diese verursachen Kopfschmerzen.
Nahaufnahme von vier verschieden gefüllten Biergläsern.
Beim Bierseminar in der Brauerei Leibinger entdecken Interessierte die Persönlichkeit einer jeden Biersorte.

Imperial Stout mit Salzschokolade

Anschließend geht die Gruppe auf obergärige Bierreise. Bei diesen Bierstilen steigen die Hefezellen durch Kohlensäure nach oben. Acht neue Gläser, acht neue sensorische Herausforderungen. Woran erinnert dieses zitronige Aroma mit einem Hauch Mango? Richtig, Hefeweizen! Ein bitterer, malzig-kratziger Stil entpuppt sich als Altbier, eine Probe ohne Ecken und Kanten als Kölsch. „Kölsch darf nur dort gebraut werden, wo man den Kölner Dom sieht“, erklärt Rainer Horn. Das Urteil bei Glas Nummer fünf fällt einstimmig: Dieses Bier schmeckt einfach nur sauer. Es ist eine Berliner Weiße, die für viele nur als Mischgetränk mit Himbeer- oder Waldmeistersirup genießbar ist.

Das Bierseminar endet mit einem Wissensquiz – und selbstverständlich einem Dessert. Dazu geht es nach England. Schwarz wie dunkle Schokolade ist das Imperial Stout, das der Biersommelier in die Gläser füllt – ein Starkbier mit fester cremefarbener Schaumkrone. Rainer Horn serviert Salzschokolade dazu. Die Harmonie dieser beiden Geschmacksnoten gehört zu den größten Überraschungen dieses launigen Abends.
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