Intensiver Duft der Dolden
Zur Erntezeit geht’s rund in der Region, in der über 120 Hopfenbetriebe zusammen 1500 Hektar Land beackern. Die Voraussetzungen sind ideal: „Hopfen wächst zwar überall“, räumt Arnegger ein, „aber nicht mit dem Ertrag und dem besonderen Aroma wie bei uns.“ Die Wurzeln der Pflanze sind zwei bis vier Meter lang. Sie brauchen tiefe, fruchtbare Böden, wie es sie um Tettnang herum gibt – und ein mildes Klima mit viel Regen in den Sommermonaten. Vorwiegend werden alte Tettnanger Landsorten angebaut, ein Drittel machen die neuen Aromasorten aus. „Über 80 Prozent unseres Hopfens wird in alle Welt exportiert“, erzählt Arnegger stolz über das Spitzenprodukt.
Von der Pflückmaschine wandern die grünen Dolden direkt für drei bis vier Stunden zum Trocknen in die Darre. Stefan Arnegger steigt mit seiner Gruppe über eine Holztreppe ein Stockwerk höher, wo sie warme Luft und ein intensiver süßer Duft empfängt. Die trockenen Dolden, die dort liegen, fühlen sich federleicht und wie Papier an, das in der Hand raschelt und leicht zerbröselt. Ein klebriges Gefühl bleibt zurück: Das kommt vom Lupulin, das die Bitter- und Aromastoffe enthält, die man zum Brauen braucht.
Ernte endet mit der Hopfensau
Wie das funktioniert, kann man ebenfalls im Hopfengut sehen: Am Eingang zum Museum, das mit hübschen Exponaten von der Geschichte des Hopfenanbaus erzählt, steht eine kleine Brauanlage. Regelmäßig stellt Braumeister Fritz Tauscher dort seine Spezialitäten her, wie das „Lager“, das mit einer alten Tettnanger Landsorte sowie den Sorten Blanc und Melon gehopft ist. Man kann sie vor Ort probieren oder im Gasthaus bestellen, das nur ein Stockwerk tiefer liegt.
Vor dem Hopfengut fährt schon wieder ein Traktor vorbei, auf dessen Anhänger sich die frisch geernteten Ranken türmen. Bald sind alle Felder kahl. Als noch von Hand geerntet wurde, gab es einen Brauch: Die Helferin, die die allerletzte Ranke geschnitten hat, wurde zur Hopfensau gekürt. Heute ernten Maschinen, doch im Hopfengut gibt es immer noch eine Hopfensau. Das ist allerdings kein Mensch, sondern ein Bier, das aus den Dolden der letzten Ranken gebraut wird.